SPD Hohenloher Ebene

Kommentare, Glossen und Besserwisserei

Dulger und andere Arbeitgebervertreter machen Stimmung

Wie früher auch schon:

Wer hat sich nicht schon über „Bürokratie“ aufgeregt? Häufig tauchte die Frage auf, weshalb diese und jene Angabe noch zusätzlich sein musste. Und ja, die Überlegung, welche Regelung aktuell ( noch ) sinnvoll ist, sollte immer präsent sein. Damit können gelegentlich tatsächlich manche aufwändigen Vorgänge etwas erleichtert werden.

Viele Regelungen sind aber nicht in erster Linie gesetzlich in derartiger Weise vorgegeben, sondern werden mit anderen Themen verknüpft, deren Ursprung eher in betrieblichen Vorgängen zu suchen ist. Was wollen Controller u.a. zum Beispiel alles erfahren, um irgendwann irgendwelche rationelleren Verfahren einführen zu können. Das ist aber nur ein kleines Beispiel und wir haben gelernt, dass die IT enorme Möglichkeiten zur Steuerung und Überwachung bietet, die nicht ganz selten ebenfalls mit diesen kleinen, aber in der Summe lästigen Mehraufgaben verbunden sind.

Das Schlagwort „Bürokratieabbau“, gefolgt von „Regelungsabbau“ ist zu einem alltäglichen Sprachmonster gewachsen. Anstatt zunächst die eigenen Anteile zu hinterfragen, wird also ein Abbau staatlicherseits gefordert. Jetzt wird es aber pikant, denn häufig ist mit Deregulierung eher der Abbau von durchaus sinnvollen Vorgaben gemeint, die nicht selten ökologische Themen betreffen, möglicherweise auch das Alltagsthema „Steueroptimierung“.

Spricht irgendein Wirtschaftsvertreter davon, dass nicht selten auch bei relativ kleinen Summen für Dienstleistungen etc. die Frage gestellt wird: „Brauchen Sie eine Rechnung?“ In besonders deutlichen Fällen folgt dann der Satz: „Dann kostet es aber mehr.“ Wenn in solchem Fall geantwortet wird „Vermutlich geht es um 19%“, erreicht die Stimmung den Tiefpunkt, der Blick besagt dann: “Selbst schuld, dann zahl halt“.

Das ist vermutlich Alltag, ebenso wie Umgehungen von Umweltschutzregelungen. Dabei handelt es sich um ein durchaus kindlich zu beschreibendes Verhalten, wird doch zulasten künftiger Generationen „gespart“.

Zurück zu Dulger und Co., bei denen es natürlich um viel größere Beträge geht. Natürlich finden sich im Chor der Deregulierungssänger*innen noch wesentlich deutlichere Aussagen, die relativ unverhohlen einen Abbau von Arbeitnehmerrechten, Umwelt-auflagen oder steuerlichen Pflichten fordern.

Vor Bundestagswahlen erklingt dieser Chor besonders laut und zum Teil schrill. Viele konservative Verbände malen den Untergang der Welt an die Wand, sollten nicht umgehend – und am liebsten mit einem konservativen Regierungslager – möglichst viele Regelungen abgebaut werden. Das kenne ich seit meinen Jugendjahren in den 1970-ern.

Allerdings sollten diese Leute doch einmal überlegen, ob sie sich tatsächlich auf möglicherweise überflüssige Regelungen konzentrieren wollen. Anderenfalls könnte die Zukunft nachfolgender Generationen durch die Beseitigung wesentlicher Auflagen und Regeln gefährdet werden, die nötig wurden, weil halt leider nicht alle Menschen in gleicher Weise die Zukunft mitdenken wollen. Etliche Menschen gehen davon aus, dass sie mit der schnellen Vermehrung ihrer Einkünfte und des eigenen Vermögens schon genügend Zukunftsvorsorge leisten.

Möglicherweise sind die aktuell besonders schrillen Töne auch einfach Mode, da die US- Regierung aktuell nicht nur die Demokratie abbaut, sondern mit bizarren Behauptungen möglichst alle für die globale Zukunft relevanten Regulierungen abschaffen werden. Offenbar wollen viele Wirtschaftsverteter*innen und deren parlamentarischen Vertreter dem in nichts nachstehen.  Wenn jenseits des Atlantiks die Umwelt noch weiter zerstört werden darf, dann wollen wir das auch. Welch kindischer Gedanke! Konkurrenzfähigkeit, die unsere Lebensgrundlagen zerstört, wozu eben eine vergleichbare Deregulierung gehören würde-wollen wir Europäer das tatsächlich nachmachen? Opfern wir die Zukunft durch weitere Befeuerung eines jetzt schon dramatischen Klimawandels? Wer rechnet mit einem Umzug auf den Mars – in Musks Raketen?

Hey Bosse! Wirtschaftswachstum zulasten der Lebensbedingungen betreiben wir schon zu lange. Wo ist unsere gemeinsame Anstrengung für einen besseren und damit zukunftsfähigen Weg? Vielleicht gelingt uns dann auch im Kleinen eine Verhaltensänderung besser. Die meisten Menschen, der Autor dieser Zeilen auch, könnten hierfür noch manches verbessern am individuellen Verhalten. Bitte lasst uns gemeinsam tatsächlich viele Schritte weiterdenken.

P.S.: Herr Dulger ist 61 Jahre alt und Arbeitgeberpräsident seit November 2020.              Die großen Deregulierungsversprechen kommen von Leuten, deren Parteien die meiste Zeit oder zumindest sehr lange regiert oder mitregiert haben. Da fragt sich doch grundsätzlich: wer veranlasst was und für wen?

TrumPeter am 20.02.2025